Laut einer Studie der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster, Forschungsgruppe für Kommunikations– und Kollaborationsmanagement aus dem November 2012, bei der 216 Mitarbeiter aus Unternehmen zum Thema der Nutzung beruflicher Emails auf privaten mobilen Endgeräten befragt wurden, wurde ermittelt, dass über 40% dieses ohne ausdrückliche Zustimmung ihres Unternehmens tun. Bei 11% der Befragten wird dieses Vorgehen geduldet und 47% der Befragten haben dafür die Zustimmung ihrer Firma. Es wird herausgearbeitet, dass es innovative Mitarbeiter gibt, die diesen Trend in ihren Firmen vorantreiben und vermutet, dass sich dieses Konzept in den nächsten Jahren weiter durchsetzen wird. Mittlerweile springen auch die Mitarbeiter ohne breitere IT-Kenntnisse auf diesen Zug auf und nutzen zunehmend private Geräte für die Beantwortung von beruflichen Mails. Allerdings wird festgestellt, dass dadurch sowohl das Sicherheitsrisiko als auch der Supportbedarf für die IT Abteilungen deutlich ansteigt, was nicht verwunderlich ist.
Es gibt ein paar Aspekte, die mich bei dieser Studie hellhörig werden lassen: ich sehe in dieser Thematik ein wenig die Gefahr in einer “Verniedlichung” des Themas Bring Your Own Device (BYOD).
Neben der grundsätzlichen Frage, ob die Stichprobengröße und –zusammensetzung ausreicht, um auf ein repräsentatives Ergebnis schließen zu können ist aus meiner Sicht dieses Ergebnis beängstigend. Denn das bedeutet, dass über 40% der Mitarbeiter in dieser Thematik anscheinend eigenmächtig handeln und sich über Vorgaben ihrer Unternehmen hinwegsetzen. Und hier sehe ich Aufklärungsbedarf für die betroffenen Firmen.
Diese Mitarbeiter „zwingen“ dem Unternehmen anscheinend ein Konzept auf, für das es sich aus eigener Initiative nach Risikoabwägung womöglich gar nicht entschieden hätte – zumindest nicht ohne entsprechende Vorbereitung. Vielleicht geschieht das nicht selten sogar unbewusst – das wäre dann umso bedenklicher für die Unternehmenssicherheit. Das Unternehmen hat keine Entscheidungsalternativen, es kann nur noch reagieren und nicht mehr agieren. Hier schafft der Mitarbeiter die Tatsachen und definiert die Rahmenbedingungen – und das sollte nicht der richtige Weg zum verantwortungsbewussten Umgang mit BYOD sein.
Der ‘Trend’ zu BYOD – so es diesen überhaupt gibt – ist aufzuhalten. Bei der Frage um die Zulassung der Nutzung privater mobiler Endgeräte zu beruflichen Zwecken (Bring Your Own Device) geht es nicht um kurzfristige Entscheidungen. Im Gegenteil, hier geht es um strategische Grundsatzentscheidungen über die Richtung der Mobility eines Unternehmens mit gravierenden Konsequenzen. Es geht um Fragen, wie ein Unternehmen die Sicherheit unternehmensbezogener Daten gewährleistet, wie der Datenschutz intern zu regeln ist, welchen Stellenwert der Schutz personenbezogener Daten auf den mobilen Endgeräten hat oder wie mit rechtlichen Problemstellungen umgegangen wird (ausführlich nachzulesen in dem Whitepaper zum Thema BYOD, das hier angefordert werden kann).
Unternehmen können verantwortungsbewusst mit dieser Thematik umgehen, wenn sie sich im Vorfeld solcher Entscheidungen intensiv mit BYOD, Mobility und mobilen Strategien auseinandersetzen und nicht erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist. Und diese Auseinandersetzung darf nicht von den Mitarbeitern angestoßen werden sondern muss initial vom Unternehmen selber kommen.
Ein Unternehmen muss in der Lage sein, strategische Entscheidungen selber zu treffen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, die Mitarbeiter in diese Prozesse einzubeziehen, ganz im Gegenteil. Die frühzeitige Einbeziehung aller Beteiligten in die Prozesse ist durchaus angeraten, nur sollten sich die Unternehmen dabei die Federführung nicht aus der Hand nehmen lassen und ihre mobile Infrastruktur maßgeblich selber gestalten. Im eigenen Interesse!
Bild: fotolia
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