Code Clinic: Schwarzwaldklinik für Unternehmen, Software und Neuentwicklung

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Natürlich hat die Code Clinic nichts mit der Schwarzwaldklinik zu tun? Doch das Wortspiel gefällt. Sei es drum: In Karlsruhe bin ich auf ein Projekt gestoßen, was einigen Unternehmen wahrscheinlich eine Menge Geld spart oder zur Erkenntnis verhilft, neues zu investieren. So versucht die Code Clinic den Finger auf schwellende Wunden in Firmen zu legen. Dabei gibt das Projekt sogar Hilfe zur Selbsthilfe und verfolgt nicht nur den Code-Schnipsel als Patienten. In der Praxis mutieren die Entwickler auch gerne zu Hausbesetzern.

Fehler in der Software können Unternehmen teuer zu stehen kommen. Gerade wenn sich dadurch die Einführung des geplanten Produktes verzögert. Spätestens dann werden Schuldige gesucht und die am Projekt beteiligten Mitarbeiter beginnen damit, die Verantwortung an der nicht optimalen Umsetzung an den nächstbesten Kollegen weiterzugeben. Eine spannende Entwicklung, die sich so in vielen Unternehmen abspielt. Und genau dort will Joachim Arrasz, Chief Technical und bekennender St.Pauli-Fan, mit seinem Projekt Code Clinic ansetzen. Oft wird er allerdings gerufen, wenn es bereits im Unternehmen brennt.

Code Clinic in der Praxis: Brandherd lokalisieren und löschen

Die Praxis: Das Unternehmen synyx lokalisiert den Brandherd und geht dann „gemeinsam“, darauf legen die Tech-Doktoren wert, mit ihren Auftraggebern an die Lösch- und Aufräumarbeiten. Eine OP am offenen Herzen könnte man meinen. Und weil sie sich auch gerne als Cyber-Punks betiteln, nehmen sie auch gleich die Funktion eines Hausbesetzers ein. „Wir gehen erst wieder, wenn unsere Kunden ihre Projekte eigenständig betreiben und weiterentwickeln können“, erklärt der Chef der Truppe Arrasz. Doch nicht immer werden die Entwickler erst fünf vor zwölf hinzugezogen. Einige Unternehmen holen synyx bereits bei der Planung eines neuen Projekts mit ins Boot.

Die Code Clinic unterstützt demnach Unternehmen, deren Software nicht mehr wartbar ist. Aber auch Neuentwicklungen im Unternehmen sind willkommen. Dabei haben die Software-Architekten die Erfahrung gemacht, dass häufig eine Vielzahl von Gründen zu Verzögerungen und Problemen in der Softwareentwicklung führen. „Neben technischen Problemen, wie zum Beispiel einer unzureichend dokumentierten Software sind es vor allem die zwischenmenschlichen Faktoren, die einer erfolgreichen Entwicklung im Wege stehen“, erklärt Arrasz. „Mal kommunizieren Management und IT-Abteilung aneinander vorbei, mal sind wichtige Positionen falsch besetzt.“

Bessere Spezifizierung verbannt Missverstände und schafft Lösungen

Typisch für das Management sei die klassische Anweisung, dass es da einen Knopf geben muss und wenn man da drauf drückt, dann soll dies oder jenes passieren. Meist baut die IT-Abteilung dann einfach mal los und wundert sich, wenn das Management nicht zufrieden ist. „Wir predigen dann immer, ihr müsst besser spezifizieren: Wie soll der Knopf aussehen, wo soll er genau hin und was soll passieren“ ärgert sich Joachim Arrasz ein wenig. Manchmal fehle sogar nur ein einfacher Bug Tracker, um Probleme zu dokumentieren. Die Mediation zwischen den einzelnen Abteilungen ist nicht immer einfach. Management und Entwickler müssen von der Notwendigkeit genauerer Spezifizierung überzeugt und mit ins Boot geholt werden. Viele Gespräche sind nötig, um alle Beteiligten zu überzeugen. Am Ende sollen nach eigenen Angaben aber alle glücklich sein.

Problematisch sieht Arrasz die Teamzusammenstellung in vielen Abteilungen. Ein extremes Beispiel erlebte er in einem mittelständischen Unternehmen: Dort arbeiteten ein IT-Leiter mit seinen sechs Studenten. Brauchbare Software kam dabei allerdings nicht heraus. „Studenten lernen noch, da kann niemand perfekte Programme erwarten.“

Seit über zwei Jahren bietet das synyx nun die Code Clinic an. Nicht nur mittelständische Unternehmen, sondern auch Behörden greifen mittlerweile auf die Dienstleistung der Badener zurück. Dabei wird nach eigener Aussage wohl auch ein heftiger Austausch bevorzugt – zumindest zu Beginn. Bei einem Start-Workshop sollen so die Missstände aufgedeckt und offen angesprochen werden.

Bildrechte-Teaser: (c) VRD – Fotolia.com

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4 Kommentare

  1. Christoph Strobel am

    Schöne Geschäftsidee. Greift das Notfallteam auch direkt in die Programmierung und Administration ein, oder sind die Jungs in erster Linie Berater?

  2. Markus Henkel am

    Die gehen auch in den Code hinein. Helfen demnach an allen Fronten. Hoffe, die Jungens kommende Woche noch einmal zu treffen. Haben halt auch ein spannendes Forschungsprojekt am Start.

  3. Hallo zusammen,

    nun habe ich endlich mal in aller Ruhe Zeit ein wenig Stellung zu nehmen, auch wenn es leider ein wenig spät kommt.
    Christoph: Klar helfen wir Hands-On und zwar solange bis es tut! Wir gehen net nach der „Best-Practise“ Lösung die wir im Kopf haben, sondern setzen diese mit dem Team, welche das Projekt betreut, solange um bis diese von sich aus sagen „synyx nervt uns nu, wir könnens nun eh besser wie die“ denn DAS ist das Ziel! Ein Code-Clinic Projekt ist auf keinen Fall eine Never-Ending-Story… wenn doch, dann mache ich was falsch 🙂
    Weiterhin betreuen wir nicht nur Code und Systemumgebung, sondern auch Prozess und Entscheidungsträger insoweit, das mehr Verständnis für beide Seiten entsteht. Und hier, glaube mir, bin ich durchaus bereit gewisse Grenzen zu überschreiten um mein Ziel zu erreichen 🙂

    @Markus: Ich hoffe ich hab die Erwartungen einigermaßen erfüllen können und freue mich auf weitere Berührungspunkte, wie auch immer die aussehen mögen!

    Viele Grüße

    (Jo)Achim

    (Das Jo nutzt glaube ich niemand 🙂

    • Markus Henkel am

      Wir werden schon einige Dinge rocken. Freue mich auf eure Projekte und Ideen sind ja bereits geschnürt. Speziell „Open Source und das Gebilde drumherum“ finde ich einfach nur spannend.

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