Das Wort „Fachkräftemangel“ ist wohl ungefähr so oft wiederholt worden wie das Lied „Hotel California“ von den Eagles. Und viele können es einfach nicht mehr hören. Doch halt! Unternehmer als auch Angestellte dürfen den Kopf auf keinen Fall in den Sand stecken, denn der Fachkräftemangel rollt nicht erst an – nein, er ist schon da! Bisher sind die Auswirkungen schon in rund 20% aller Berufsgattungen zu spüren, die eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern. Tendenz steigend.
Dazu gehören die Bereiche Sanitär, Heizung und Klimatechnik, Automatisierungstechnik, Augenoptiker, Chirurgen oder Informatiker, wie die „Engpassanalyse 2013“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie belegte. Dreher und Fräser sind heute schon „Mangelware“, wie eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) ergab.
Schon morgen könnte auch Ihr Betrieb vom Fachkräftemangel betroffen sein.
Wie kommt’s?
Das Problem des Fachkräftemangels ist eine relativ einfache Rechnung und hätte schon längst mehr Reaktionen auf den Plan rufen müssen. Dass die deutsche Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird, dass die Babyboomer-Generation bald in Rente geht und die geburtenschwachen Jahrgänge für eine flächendeckende Fachkräftesicherung nicht ausreichen, ist ein einfaches Rechenexempel. Allein 11,5 Millionen Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung werden den Arbeitsmarkt zwischen 2010 und 2030 verlassen. Nachrücken werden nur 7 Millionen geeignete Beschäftigte.
Schon für 2013 attestierte das Demographie Netzwerk (ddn) auch für den Ausbildungsmarkt: Der Nachwuchs wird knapp. Der Fachkräftemangel hat also bereits Einzug gehalten und der Arbeitsmarkt der Auszubildenden lässt auch nicht gerade darauf hoffen, dass sich das Problem des Fachkräftemangels dank ausreichend ausgebildetem Nachwuchs von allein erledigt.
Was bedeutet das?
Für Unternehmen aus bestimmten Bereichen wird es immer schwieriger, Positionen für Fachkräfte zu besetzen. Dafür werden die Chancen am Arbeitsmarkt für die, die vorher eher chancenlos schienen, immer größer: Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende und vor allem ältere Arbeitnehmer werden immer beliebter. 60% der 55- bis 64-Jährigen sind heute erwerbstätig. Im Jahr 2000 waren es nur 25%. Eine Zahl, die eindeutig ist.
„Ältere Arbeitnehmer bleiben die Gewinner auf dem Arbeitsmarkt“, attestierte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen erst kürzlich im Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“.
Das wiederum hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsschutz und die Prävention im Betrieb. Rente mit 67. Längere Lebensarbeitszeit … Dafür braucht es gesunde und motivierte Mitarbeiter. Diese bekommen Sie nur durch durchdachten Arbeits- und Gesundheitsschutz in Ihrem Betrieb. Alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung, betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Qualifizierung und Weiterbildung, arbeitsmedizinische Prävention, flexible Arbeitszeiten, Stressprävention, altersgemischte Teams, Ergonomie oder gute Führungskultur sind hier die Stichwörter.
Gehört älteren Arbeitnehmern die Zukunft?
Doch die ältere Generation auf dem Arbeitsmarkt ist nicht nur ein „Platzfüller“ für die mangelnden Fachkräfte. Know-how und Erfahrung sind das Kapital der Generation 50plus. Und die These, dass alt gleich krank und unfit bedeutet, ist längst überholt. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin hat sogar ergeben, dass ältere Arbeitnehmer produktiver und zuverlässiger sind und seltener schwere und damit teure Fehler machen. Faktoren, wie etwa die persönliche Lebensgestaltung als auch gesellschaftliche Phänomene, spielen bei der Fitness im Alter übrigens eine große Rolle. Mit einer neuen Arbeitskultur gäbe es noch eine Menge mehr gesunder älterer Arbeitnehmer.
Vielen Quellen ist zu entnehmen, dass es diese neue Arbeitskultur mit besonderen Angeboten für ältere Arbeitnehmer schon gibt – besonders in großen Unternehmen. In kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) scheint es dagegen noch einigen Handlungsbedarf zu geben. Hier fehlen oft die finanziellen oder personellen Mittel, um eine solche Änderung in der Arbeitskultur zu managen. Manche KMU warten allerdings jetzt schon mit pfiffigen Ideen auf, wie das Fraunhofer IAO im Rahmen einer Studie herausfand: So entdeckten die Wissenschaftler spezielle Ausbildungsplätze für Ältere und gar für die Mitarbeiterbindung zuständiges Personal.
Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, ist also noch einiges zu tun. Täglich gibt es Änderungen, neue Ideen oder politische Interventionen zum Thema Fachkräftemangel. Im Arbeitsschutz-Portal können Sie sich über die neuesten Entwicklungen informieren. Die Redaktion des beliebten Online-Treffpunkts für Arbeitsschutz und Gesundheit im Betrieb recherchiert für Sie und berichtet übersichtlich und verständlich über dieses komplexe Thema, das doch so wichtig für die Zukunft der Arbeit ist.
Weitere Informationen zum Thema
Bild: © panthermedia.net, Randolf Berold
Disclaimer:
„Für den oben stehenden Beitrag sowie für das angezeigte Bild- und Tonmaterial ist allein der jeweils angegebene Nutzer verantwortlich. Eine inhaltliche Kontrolle des Beitrags seitens der Seitenbetreiberin erfolgt weder vor noch nach der Veröffentlichung. Die Seitenbetreiberin macht sich den Inhalt insbesondere nicht zu eigen.“