Über sogenannte InfoGates kommunizieren die Mitarbeiter des Flughafens München per Live-Videokonferenz und in Lebensgröße mit ihren Kunden. Jetzt soll das System weltweit Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.
Beim Thema Flughafen können sich die Berliner gerade ein Schmunzeln nicht verkneifen. Soeben ist die Eröffnung des neuen Großflughafens der Hauptstadt um Monate verschoben worden, weil im Bereich des Brandschutzes Software und Technik nicht harmonieren. Peinlich ist daran vor allem der Zeitpunkt der Bekanntgabe: drei Wochen vor der offiziellen Eröffnung. Die Party muss abgesagt, Millionen Flüge umgebucht werden. Das wird teuer.
Ich erinnere mich noch gut an Deutschlands letztes großes Flughafenprojekt in München. Fast auf den Tag genau 20 Jahre sind seit der Eröffnung des Franz-Josef-Strauss-Flughafens vergangen – viel Zeit also, um sich zu einem der größten Drehkreuze in Europa zu etablieren und sich technisch weiterzuentwickeln.
Live-Videokonferenz auf Knopfdruck
So ist seit einigen Monaten in München ein Informationssystem in Betrieb, das nach eigenen Angaben „Unternehmen in die Lage versetzt, individuelle Kundenbetreuung an verschiedensten Standorten mit vielen Mehrwertdiensten zu kombinieren“. Die Rede ist von sogenannten „InfoGates“, etwa mannshohe Stelen, die mit einem vertikalen Monitor und einem Touchscreen ausgestattet sind. Auf Knopfdruck werden Fluggäste oder Abholer innerhalb weniger Sekunden per Live-Videokonferenz mit einem Mitarbeiter des Flughafen-Informationsdienstes verbunden. Dabei erscheint der Gesprächspartner in Lebensgröße und Echtzeit auf dem Hochformat-Bildschirm.
Diese Form der Videokonferenz sorgt für einen besonders real wirkenden Kundenkontakt, da der Medienbruch durch die lebensgroße Darstellung und die simulierte Counter-Situation so gering wie möglich gehalten wird. Dieser Effekt macht die Infogates auch für andere Anwendungsbereiche und Kunden interessant, zum Beispiel in Hotels, auf Messen und Großveranstaltungen, in Supermärkten, Krankenhäusern oder im Rahmen der Zutrittskontrolle.
Das System besteht neben dem „InfoGate Counter“ für Videokonferenzen aus sieben weiteren Modulen, darunter auch ein sogenanntes „InfoGate Interactive„. Hier kann sich der Gast per Touchscreen Informationen einholen. Am Flughafen München etwa berechnet das System die Länge des Weges zum Abfluggate, die geschätzte Gehzeit und die voraussichtlichen Wartezeiten an der Pass- beziehungsweise Sicherheitskontrolle. Darüber hinaus kann über das System auch das komplette Dienstleistungsangebot des Flughafens abgerufen werden.
Weitere Vorteile:
- Internationale und multikulturelle Ansprache und Oberfläche,
- Synergien beim Betreuungspersonal zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit,
- Schaffung einer neuen, kontextabhängigen Werbeplattform.
Internationale Vermarktung
Die InfoGates haben einen interessanten Nebeneffekt. Es handelt sich um eine hauseigene Entwicklung der Flughafen München GmbH (FMG). Aufgrund des erfolgreichen Einsatzes und der starken Resonanz hat die FMG jetzt eine neue, hundertprozentige Tochter – die InfoGate Information Systems GmbH – gegründet. Ziel ist die weltweite Vermarktung des Systems.
Einen ersten Erfolg kann das System bereits verbuchen: Das Design der Info-Stelen wurde im vergangenen Jahr mit dem „Good Design Award 2011„, der jährlich vom „Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design“ vergeben wird, ausgezeichnet.
Infovideo der InfoGate-Designagentur Pilotfish: