Zeig mir deine Tweets, und ich sage dir wann du schläfst. Auf diese einfache Formel kann man die Beobachtung einiger Twitter-Entwickler reduzieren, die die Datenströme des Kurznachrichtendiensts weltweit analysiert haben. Je nach Aktivität der Nutzer lassen sich Rückschlüsse auf das Schlafverhalten ganzer Regionen ziehen.
Twitter gilt mittlerweile als eines der schnellsten Nachrichtenmedien der Welt. Rein theoretisch ist die Übermittlung eines Tweets schneller als die Stoßwellen eines Erdbebens.
Um aber den Echtzeit-Faktor von Twitter auch belegen zu können, haben nun die beiden Twitter-Entwickler Manuel Rios und Jimmy Lin die weltweiten Datenströme des Netzwerks wissenschaftlich untersucht.
Dabei machte das Duo unter anderem die Entdeckung, das die Twitternutzung Rückschlüsse auf das weltweite Schlafverhalten geben kann. Vier Metropolen haben sie daraufhin genauer unter die Lupe genommen. In Istanbul beispielsweise sind die Menschen im August offenbar länger wach. Und die Einwohner von Sao Paulo, Brasilien, scheinen einen Nachmittagsschlaf einzulegen. New Yorker sind demnach während der Arbeitszeit redseliger als am Abend. Dagegen sind die Menschen in Tokyo sehr diszipliniert bei der Arbeit, da hier zwischen 10 und 18 Uhr nur ein geringes Twitter-Volumen zu verzeichnen ist. Ebenso scheinen Sommer und Winter kaum Einfluss auf die Länge ihres Schlafs zu haben.
Diese Datenerhebung ist aber mehr als bloße Unterhaltung. Für Netzwerke wie Twitter lassen sich daraus wirtschaftliche Vorteile ziehen. Sie können dadurch viel genauer ermitteln, wann es beispielsweise sinnvoll ist, Werbung zu platzieren, und welche Zielgruppen erreicht werden.
Rios und Lin haben die Ergebnisse in dieser Woche im Rahmen der International Conference on Weblogs and Social Media (ICWSM 2012) vorgestellt. Die ausführliche Studie unter dem Titel „A Study of ‚Churn‘ in Tweets and Real-Time Seach Queries“ können Sie hier herunterladen.