Sammeln Sie „Petzpunkte“?

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Die Smartphone-App des amerikanischen Startup-Unternehmens Bradbounty macht Konsumenten zu Markenwächtern. Wer im Laden ein vermeintliches Markenfake findet, kann ein Foto davon machen, es per GPS mit einer Location verbinden und kommentiert an Bradbounty schicken. Belohnt wird das ganze natürlich auch.

Punkte sammeln für’s Plagiatepetzen? Nein das ist kein Scherz, sondern vielmehr die vermeintlich clevere Geschäftsidee des Startup-Unternehmens Bradbounty. Angesichts der allgegenwärtigen Schwemme an gefakten Turnschuhen, Handtaschen, Medikamenten oder technischen Gerätschaften befanden die Gründer des amerikanischen Unternehmens, dass es höchste Zeit sei für eine lukrative Gegenmaßnahme. Die Idee einer Smartphone-App war geboren, mit der Konsumenten Fälschungen melden und dabei Punkte sammeln können, mit denen sie sich für Belohnungen qualifizieren oder an einem Gewinnspiel teilnehmen. Gesponsert wird das ganze natürlich von den geprellten Firmen, die ein großes Interesse daran haben, dass der Produktpiraterie endlich das Handwerk gelegt wird. Doch ob das mit Bradbounty funktionieren wird, ist äußerst fraglich.

Obwohl die Idee des aufmerksamen Konsumenten an sich nicht schlecht ist, muss trotzdem die Frage erlaubt sein, ob Bradbounty nicht Gefahr läuft, über kurz oder lang zu einer Art Denunziationsplattform zu verkommen, auf der nach den Regeln überhasteter Selbstjustiz vorgegangen wird, um möglichts viele Punkte abzusahnen. Denn bei den gemeldeten Fälschungen handelt es sich rechtlich gesehen vorerst um vermeintliche Fakes, deren Falschheit zunächst noch geprüft werden muss. Und die Prüfung erfolgt – wenn sie denn überhaupt erfolgt – oft erst nach Absenden der Abmahnung. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, der beschuldigte Hersteller des vermeintlichen Plagiats muss die Zeche zahlen bzw. sich in einen aufwändigen Rechtsstreit begeben.

Vielleicht wäre es angebrachter, Produkte zweifelhafter Herkunft lieber an eine offizielle Institution zu melden, die den Sachverhalt professionell prüft. Punkte gibt es dann zwar keine, dafür aber die Gewissheit, niemandem geschadet zu haben.

Via: Süddeutsche Zeitung

Bild: © ferkelraggae – Fotolia.com

 

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