Zum Wochenende waren die Sammel-Rufnummern von Sipgate One nicht mehr erreichbar. Grund war ein vorläufiges Insolvenz-Verfahren des dänischen Zulieferers Telogic. Die 01570-Mobilfunk-Rufnummern waren aber nach einer kurzen Auszeit wieder erreichbar. Speziell die Bundeswehr hatte kurz nach der Abschaltung ein großes Interesse daran, dass der Dienst, gerade im Einsatzgebiet ISAF und aus dem selbigen heraus, zur Verfügung steht.
Der Sammeldienst Sipgate One nimmt Anrufe unter einer Mobilfunknummer entgegen und leitet sie an alle vom Kunden registrierten Festnetz- und Mobilfunk-Nummern sowie an Skype-Verbindungen weiter. Auch wenn es sich um eine Testphase bei Sipgate handelt, durch die Insolvenz eines dänischen Zulieferers waren beispielsweise die Soldaten in Afghanistan eine Zeitlang nicht erreichbar. Dann nahm ein Mitarbeiter des Bundesverteidigungsministeriums den Hörer in die Hand. Zusammen mit der Telekom sorgte man zielstrebig dafür, dass der sogenannte Interconnect des dänischen Unternehmens Telogic wieder aufgeschaltet wurde. Auch Unternehmen waren von der Abschaltung betroffen.
Internet-affine Unternehmen innovativer als Internet-Nachzügler
Eines ist klar. Das Internet krempelt die deutsche Wirtschaft völlig um. Bestehende Geschäftsmodelle müssen angepasst werden. Über die Hälfte der Unternehmen sind bereits stark von der virtuellen Welt abhängig. Das hat eine Studie aus dem Jahr 2011 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln und des Hightech-Verbands Bitkom ergeben. Zum einen sind Internet-affine Unternehmen innovativer als Internet-Nachzügler. Zum anderen sind durch den Internet-Zuspruch der Wirtschaft digitale Abhängigkeiten programmiert. Zuletzt zeigte sich diese Art Abhängigkeit, wie oben erwähnt, bei Sipgate.
Sipgate Blog
Mittlerweile haben wir eine Nachricht unseres Zulieferers erhalten. In der E-Mail heißt es wortwörtlich “Die Geschäftsleitung und der vorläufige Insolvenzverwalter arbeiten daran, dass der Geschäftsbetrieb normal weiter geführt werden kann”. Das lässt uns hoffen, dass die Erreichbarkeit der 01570-Mobilfunkrufnummern in unserem Testprodukt sipgate one vielleicht doch dauerhaft gegeben ist.
18 Prozent der deutschen Unternehmen und deren Geschäftsmodelle sind stark oder sogar vollständig vom Internet abhängig. 32 Prozent sind immerhin im Netz angekommen. Sie befinden sich in der mittleren Abhängigkeit, die digitale Mitte. Die andere Hälfte teilt sich auf in 32 Prozent , digitale Nachzügler, die schwach oder sehr schwach vom Internet abhängig sind und 18 Prozent, die das Internet gar nicht nutzen, kurz Offliner. Mittelständische Unternehmen müssen sich allerdings mit dem richtigen Partner nicht fürchten. Zuverlässige VoIP-Anbieter gibt es bereits unzählige, Clouddienste sind ebenfalls „fast“ immer erreichbar.
Millionen US-Dollar innerhalb einer Stunde verspielt
Dass das Internet neben der Abhängigkeit (Erreichbarkeit) auch eine andere Gefahr birgt, zeigt ein Fall aus dem Bankensektor. Der aktuelle Fall der Knight Capital Group, die 440 Millionen US-Dollar in den Sand setzte, lässt darauf schließen, wohin die Reise geht. Einen Großteil des Geldes ging über das Internet und innerhalb einer Stunde des Handels verloren. Warum?
Computergesteuerte Bank-Agenten kauften und verkauften Güter, leider sind sie durch Flash-Ausfälle und falschen Updates über das Internet außer Kontrolle geraten und handelten eher schlecht als recht. Schneller und schneller drehen sich mittlerweile die Räder der Finanzwelt, wodurch sich das Risiko, dass sie außer Kontrolle geraten und eine globale Störung irgendwo im System skalieren, im Sekundentakt auftreten kann. Über das Internet, den schnellen Verbindungen und Vernetzungen, sind Maschinen in der Lage Handelsgeschäfte schneller auszuführen als der Mensch eingreifen kann – dabei darf davon ausgegangen werden, dass die Kluft zwischen Maschine und Mensch noch größer wird, sich die Reaktionszeiten auf Seiten des Menschen weiter verschlechtern.
Alternative nicht in Sicht, warum auch?
Trotz dieser und ähnlicher beunruhigender Fälle wird in einigen Jahren die Hälfte der Bevölkerung der G-20-Länder online sein. Die Internet-Wirtschaft wird dann auf vier Billionen Dollar steigen, was gegenüber dem Jahr 2010 eine Verdoppelung bedeuten würde. Es gibt einfach keinen Bereich, der ohne das Internet funktioniert. Sei es nur, um Material zu bestellen. Das Internet bedeutet für Unternehmen grundsätzlich enorme Effizienz. Alleine die Veränderung der Kommuniukation und die damit verbundene Zeitersparnis, die Verfügbarkeit von Daten an jedem Ort in Echtzeit ist ebenfalls zu erwähnen. Ok, lediglich Paul Miller von „The Verge“ dürfte einer der wenigen Menschen auf der Welt sein, die auf das Internet verzichten – zumindest im aktuellen Selbstversuch. Sei es drum, eine Alternative zum Internet gibt es trotz Personen wie Miller nicht. Wie sollte das „kranke“ System auch ohne virtuellem Zugang funktionieren?
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