Natürlich habe ich mir den Titel gezielt so ausgesucht. Ich darf das auch. Also, zur besten Sendezeit und mitten in der Zitterpartie „Dänemark vs. Deutschland“ fragte mich gestern mein Nachbar, warum ich jetzt unbedingt meine Pizza inklusive Bierchen fotografieren und bei Facebook und Twitter online stellen muss? „Ist dienstlich“, antwortete ich kurz und bündig. „Dienstlich“? Wie weit darf Social Media das Private und Berufliche, also die Unternehmenskommunikation, verschwimmen lassen? Eine individuelle Antwort, oder auch nicht.
Grundsätzlich geht es doch um Konversation. Social Media lebt von den Reaktionen anderer. Das ist zumindest meine Meinung vom Social-Dingsbums. Digitale Einbahnstraßen sollten vermieden werden. Dabei spielt natürlich auch eine gewisse Qualität eine Rolle. Wobei? Diese kann nicht, sie muss individuell gesehen werden. Wer beispielsweise auf Tittenbilder steht, folgt bei Twitter halt den @tittendestages. Wer humorvoll über Fußball informiert werden möchte, abonniert den @hanssarpei. Allrounder, zu denen ich zähle, posten zu den Themen aus ihrem Fachgebiet, dazu dürfen auch gerne die erwähnten „Titten“ zählen, halt Dinge die persönlich wichtig erscheinen. Dabei ist es egal, ob es sich um das Suppengemüse bei Omi oder dem „mir ist langweilig“-Tweet vom Klo (Klotweet) handelt.
Social Media: Kritik wichtig und erwünscht
Worauf will ich hinaus: Social Media ist mehr als ein Bündel Kanäle voller Blabla. Dem gestrigen Diskussionspartner versuchte ich mit viel Empathie zu erklären, warum ich Persönliches mit einbinde. „Meine Follower wollen das nunmal, sie wollen halt unterhalten werden“, ließ ich ihn wissen. Soll heißen – würde ich nur meine News und Fachartikel twittern, wäre das auf Dauer mehr als langweilig. Streue ich immer mal wieder andere Dinge, die mir positiv wie auch negativ aber vor allem „persönlich“ auffallen, können sich die Damen und Herren, ich nenne sie bewusst nicht Rezipienten, ein viel besseres Bild von mir machen.
Wichtig: Lügen haben im Internet kurze Beine. Warum? Informationen im Netz können von jedermann/frau sofort überprüft werden. Wer Mist baut, bekommt das mit den entsprechenden Tweets oder anderen Kurz-Nachrichten via GooglePlus oder Facebook postwendend zurück. Bis dahin alles kein Problem. Wer allerdings mit der Kritik nichts anfangen kann, sich dieser nicht konstruktiv stellt, sollte seine Brötchen lieber analog backen.
Titten dürfen, müssen aber nicht
Warum trenne ich also nicht Privates vom Geschäftlichen? Auf der Re:publica 2012 (weitere Bilder der RP12) wurde ich von mir fast unbekannten Follower angesprochen – Fußball, Technik und Social Media so die Gründe (Titten waren leider nicht dabei). Die Gespräche wurden dennoch auf einer angenehmen persönlichen und freundschaftlichen Ebene geführt, man kennt sich halt. Doch ohne meinen Daten-Striptease zuvor wäre eine solche Konversation einfach nicht möglich gewesen.
Natürlich muss ich mich auch hin und wieder für mein Unternehmen zusammenreißen. Ich darf verständlicher Weise über einige Firmen-Accounts, like Xing, keine sexistischen Links, Bilder oder Texte verbreiten – auch das private Bier und Pizza haben dort nichts zu suchen. Ist doch klar und sogar verständlich. Die Rezipienten dort verfolgen einfach ein anderes Ziel, sind wesentlich Business-angehauchter. Die Social-Media-Szene ist halt doch unterschiedlicher, als dem @EbbeSand lieb ist (Ebbe=der Autor alias Selbstdarsteller).
Was lernen wir daraus? Eine Antwort auf die gestellte Frage „Wie weit darf Privates und Geschäftliches verschwimmen“ habe ich nicht. Unternehmen und Blogger müssen sich vorab einig sein, wie das Unternehmen nach draußen kommunizieren möchte. Bei uns Bloggern ist es allerdings schwer, von einer Trennung zu sprechen. Wir sind nunmal Individualisten und besitzen den Hang zur Selbstdarstellung. Letzteres kann sich allerdings profitabel auf das Unternehmen auswirken. Dazu müssten sich die Unternehmen allerdings auch stärker mit dem Thema Social Media auseinander setzen. Und natürlich ist es kein schwieriges Unterfangen, sich die erwähnten Individualisten ins Boot zu holen – denn seien wir doch mal ehrlich, ein wenig Humor hat noch keinem Unternehmen geschadet.
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