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Autor: Brian Adler, Senior Director of Cloud Market Strategy, Flexera
Die Cloud galt lange als Garant für langfristige Kosteneffizienz. Die zunehmende Komplexität hybrider Cloud-Umgebungen wurde dabei oft unterschätzt – was sich im jetzigen KI-Zeitalter zu rächen beginnt. Eine aktuelle Umfrage wirft einen Blick auf die akuten Cloud-Themen in Unternehmen und zeigt: Auch der Mittelstand hat massiv mit den wachsenden Kosten im Cloud Computing zu kämpfen.
Die Zeiten, in denen der Mittelstand bei der digitalen Transformation hinterherhinkte, sind vorbei –zumindest was die Cloud angeht. Nach dem State of the Cloud Report 2025 von Flexera liegt der Anteil der Unternehmen, die eine intensive Cloudnutzung betreiben und signifikante Workloads durchführen bei 66 %. Die Hälfte der Unternehmen speichert ihre Daten (53 %) in der Public Cloud und führt dort 55 % ihrer Workloads aus.
Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich damit wenig geändert, tatsächlich liegt das Wachstum eher noch hinter den Erwartungen zurück. Es scheint, dass Unternehmen das richtige Maß an Cloud gefunden haben und momentan über eine gute Kombination aus Public und Private Cloud verfügen, die alle wichtigen Anforderungen erfüllt.
Der Mittelstand kann schon fast als Ausreißer gelten. Zwar speichert auch hier die Mehrheit Daten in der Cloud (62 %) und lässt Workloads in der Cloud laufen (55 %). Bemerkenswert ist jedoch das erwartete Wachstum von 13 % für KMU im Vergleich zum Vorjahr. Das ist der bislang größte Sprung in dieser Kategorie in der vierzehnjährigen Geschichte der Flexera-Umfrage.

Explodierende Cloud-Kosten
Der anhaltende Wachstumskurs der Cloud birgt jedoch Probleme – allen voran die wachsenden Kosten. 84 % der befragten Unternehmen sehen im Management der Cloud-Ausgaben momentan die größte Herausforderung. Bei einem Drittel (33 %) belaufen sich die jährlichen Kosten allein für die Public Cloud auf mehr als 12 Millionen US-Dollar. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 29 %. Damit überschreiten die Kosten die Cloud-Budgets bereits jetzt um 17 %. Für das kommende Jahr sollen die Ausgaben weiter steigen, um insgesamt 28 %.
Selbst in kleinen und mittelständischen Unternehmen (mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden) entfallen bei rund einem Drittel (35 %) mehr als 1,2 Millionen US-Dollar auf den Cloud-Haushalt. Bei einem weitere Drittel (34 %) bewegen sich die Ausgaben für die Public Cloud zwischen 600.000 bis 1,2 Millionen US-Dollar im Jahr. Einen kleinen Lichtblick gibt es hingegen bei IaaS and PaaS Services, die kaum oder gar nicht mehr benutzt werden, und unnötige Kosten verursachen. Nach einem Rekordhoch vor vier Jahren mit 32 % sinkt deren Zahl kontinuierlich und liegt derzeit auf einem neuen Tiefstand von 27 %.
Kostenspirale KI
Was die Kostenspirale allerdings in die Höhe treibt, ist die Welle an neuen, cloudbasierten KI-Services. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (50 %) nutzt intelligente PaaS-Dienste (KI/ML). Zudem hat der Einsatz von Data-Warehouse-Diensten (76 %), die den KI-Modellen das nötige Datenfutter liefern, stark zugenommen. Ein deutlicher Schub lässt sich bei Cloud-GenAI-Services erkennen: 72 % der Unternehmen nutzen generative KI entweder ausgiebig oder zumindest sparsam. Damit hat der KI-Einsatz in einem Jahr um rund 25 % zugelegt. Ein Viertel der Unternehmen (26 %) befindet sich nach eigener Aussage noch im Experimentierstadium.
Diese Einschätzung entspricht dem KI-Index des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB). Demnach setzt jeder dritte Mittelständler bereits KI ein. Bei knapp 24 % befinden sich entsprechende Systeme zwar noch in der Test- oder Pilotphase. Doch knapp jedes zehnte mittelständische Unternehmen (9,5 %) hat KI-Lösungen vollständig implementiert. Bis Ende 2025 soll dieser Anteil weiter steigen. Dabei versprechen sich die KMUs vor allem mehr Effizienz, höhere Produktivität und Kosteneinsparungen.
Doch gerade, was die Kosten angeht, könnte sich KI als zweischneidiges Schwert entpuppen. Die Rechenpower von KI steht und fällt mit einer starken Cloud-Infrastruktur. Kaum eine KI-Lösung, die nicht in der Cloud läuft. Damit schrauben sich die Kosten der Cloud weiter in die Höhe. Verschärfend kommt hinzu: Der Ressourcenverbrauch bei KI lässt sich gerade in den Anfängen schwer vorausplanen und kann so sehr schnell eine sehr hohe Cloud-Rechnung am Monatsende verursachen. Mit dem wachsenden Angebot rund um KI-Agenten wartet zudem bereits die nächste KI-Integration auf IT-Verantwortliche.
Outsourcen an den Partner
Wer in Zukunft mehr Kontrolle und Vorhersehbarkeit bezüglich Budget und Bedarfsplanung in der Cloud haben will, sollte jetzt dringend ein effektives Management der Cloud-Ausgaben aufbauen. Fehlt ein solcher Ansatz, riskieren Unternehmen erhebliche Fehlinvestitionen und den Anschluss an den Wettbewerb. Eine Taktik besteht darin, die Governance von Cloud-Investitionen auszuweiten und neue Möglichkeiten zu nutzen, um die Kosten für Softwarelizenzen zu optimieren. Zudem finden sich in immer mehr Organisationen (59 %) FinOps-Teams, die sich gezielt dem Cloud-Finanzmanagement annehmen und die Cloudkosten unter Kontrolle bringen sollen. Tatsächlich stieg der Anteil an Unternehmen, die dem FinOps Framework folgen oder diesen demnächst implementieren wollen, im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte (2024: 51 %).
Eine andere Taktik ist, sich externe Unterstützung zu holen. Über die Hälfte der Unternehmen (60 %) setzt auf Managed Service Provider (MSPs), um zumindest einen Teil ihres Cloud-Portfolios zu managen. Der Anstieg beim Outsourcing ist der Versuch, sich von der wachsende Komplexität des Cloud-Managements zu befreien und an Experten weiterzugeben – mit denen man idealerweise auch in anderen Bereichen bereits zusammenarbeitet. Ziel ist es, nicht nur die Kosten zu optimieren. Die Unternehmen können sich so zudem besser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren.
Die Zusammenarbeit zwischen MSPs und Konzernen (mehr als 1.000 Mitarbeitende) verlief in den letzten Jahren auf einem konstanten Level. Die auffälligste Veränderung zeigt sich im Mittelstand. Vertrauten im vergangen Jahr gerade einmal 36 % der KMUs einem externen Partner in Sachen Cloud, greifen jetzt bereits 48 % der KMUs auf einen MSP zurück.
Compliance-Aufwand trifft Mittelstand
Kleine und mittelständische Unternehmen stehen unter wachsendem Druck, die steigenden Compliance-Anforderungen im Cloud-Bereich zu erfüllen – insbesondere im Bereich Datenschutz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verpflichtet Unternehmen seit 2022 dazu, ihren ökologischen Fußabdruck offenzulegen, einschließlich der CO2-Bilanz ihrer Cloud-Infrastruktur. Während große Konzerne dafür auf spezialisierte Teams setzen, fehlen im Mittelstand oft die personellen und finanziellen Ressourcen.
Untätig waren die IT-Verantwortlichen deshalb aber nicht: Bereits über die Hälfte der Befragten (57 %) verfügt über eine definierte Nachhaltigkeitsinitiative oder plant, diese innerhalb der nächsten zwölf Monate umzusetzen. In den kommenden Jahren könnte diese Zahl weiter steigen, da sowohl interne Vorgaben als auch EU-weite Richtlinien verstärkt nachhaltiges Wirtschaften fordern.

Nicht ganz überraschend, hat Europa in Sachen Nachhaltigkeit mit 43 % einen klaren Vorsprung gegenüber Nordamerika (32 %). Allerdings schrumpft dieser Abstand allmählich. Überhaupt zeichnet sich weltweit ein Aufwärtstrend in puncto Green IT ab. Ob dieser Trend angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten anhält, ist fraglich. Letztendlich bleibt die Kostenfrage der Cloud oberste Priorität: Gilt es zwischen Nachhaltigkeitszielen und Cloudkostenoptimierung zu wählen, entscheiden sich 57 % der Unternehmen klar für den schlankeren IT-Haushalt.

Über den Autor:
Brian Adler nimmt bei Flexera eine Vordenkerrolle bei technischen Aspekten von Cloudprojekten ein, egal ob Strategie, Migration oder Kostenoptimierung. Vor Flexera war Adler Analyst für Cloudinfrastruktur und -betrieb bei Gartner und arbeitete über acht Jahre beim Cloudexperten RightScale.
Autorenfoto (Quelle: Brian Adler)
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