©Pete Linforth/Pixabay
Europa steht in Bezug auf Datenhoheit an einem kritischen Punkt. Trotz aller Bemühungen um mehr Autonomie wird der Markt für Cloud-Infrastruktur und -Plattformdienste nahezu vollständig von US-amerikanischen und chinesischen Anbietern dominiert. Besonders die US-amerikanischen „Big Three“ (AWS, Azure und Google Cloud) sowie chinesische Unternehmen wie Alibaba, Huawei und Tencent kontrollieren die wichtigsten Infrastrukturen. Diese Abhängigkeit hat weitreichende Folgen: Kritische europäische Daten liegen in Systemen, die ausländischen Gesetzgebungen unterliegen – etwa dem US CLOUD Act, der amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten gewährt, selbst wenn diese außerhalb der USA gespeichert sind. Dadurch geraten die europäischen Bestrebungen nach digitaler Souveränität ins Wanken. Für Unternehmen gilt es, jetzt zu handeln und ihre Unabhängigkeit zu sichern.
Digitale Souveränität bedeutet mehr als nur den Schutz von Daten – sie umfasst die vollständige Kontrolle über die gesamte digitale Infrastruktur eines Unternehmens, einschließlich Hardware, Software und Daten. In einer zunehmend von Cloud-Technologien geprägten Welt ist diese Autonomie entscheidend, um Sicherheit und Unabhängigkeit in einer sich ständig wandelnden Cyberlandschaft zu gewährleisten. Studienergebnissen zufolge haben mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen noch keinen vollständigen Überblick über technologische Abhängigkeiten in ihrer Organisation. Zudem planen 72 Prozent, ihr Budget für Cybersicherheit zu erhöhen, was die wachsende Besorgnis über digitale Risiken widerspiegelt.
Diese Entwicklung macht es für IT-Führungskräfte unerlässlich, sich mit zentralen Fragen auseinanderzusetzen: Wie lässt sich digitale Souveränität und Datenhoheit sicherstellen? Und wie kann eine robuste, sichere digitale Infrastruktur geschaffen werden, die diesen Prinzipien gerecht wird?
Herausforderungen auf dem Weg zur souveränen Cloud
Der Weg zu echter digitaler Souveränität ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Unternehmen müssen sich fragen, wo ihre Daten gespeichert werden, wer darauf zugreifen kann und wie sie verwaltet werden. Hinzu kommen Anforderungen an die Einhaltung lokaler und internationaler Datenschutzgesetze, die Unabhängigkeit der eingesetzten Technologien sowie die Möglichkeit, Speicherorte und Überwachungsmaßnahmen transparent zu gestalten. Diese Aspekte sind keine bloßen Theoriefragen, sondern bestimmen maßgeblich die Widerstandsfähigkeit und Sicherheit eines digitalen Betriebs.
Die Rolle souveräner Cloud-Lösungen
Um die Kontrolle über die digitale Zukunft Europas zu sichern, sind souveräne Cloud-Lösungen unverzichtbar. Sie bieten die notwendige Datenhoheit, Sicherheit und Autonomie und schützen kritische Informationen vor ausländischer Überwachung. Empfehlenswert ist eine Architektur, die vollständige Kontrolle über Daten- und Verwaltungsebenen ermöglicht und diese physisch sowie logisch von den Produktions-Workloads trennt. So behalten Unternehmen die Hoheit über ihre Daten, können Kosten, Funktionalität und Sicherheit steuern und sind unabhängig von Hyperscalern oder ausländischen Richtlinien.
Empfehlungen für Unternehmen: Schritt für Schritt zur digitalen Autonomie
Um die digitale Unabhängigkeit europäischer Unternehmen zu stärken und den Weg zur Autonomie zu ebnen, empfiehlt es sich, gezielt in Cloud-Lösungen zu investieren, die konsequent auf europäische Datenhoheit und Compliance ausgerichtet sind. Solche souveränen Cloud-Angebote gewährleisten, dass sensible Unternehmensdaten ausschließlich den europäischen Datenschutz- und Sicherheitsstandards unterliegen und nicht von ausländischen Gesetzen beeinflusst werden.
Ein weiterer zentraler Schritt ist die konsequente Einhaltung regionaler und europäischer Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), dem Digital Operational Resilience Act (DORA), der NIS2-Richtlinie sowie lokaler Datenschutzgesetze. Diese Regelwerke setzen klare Anforderungen an den Umgang mit Daten, die IT-Sicherheit und die Resilienz digitaler Infrastrukturen – und helfen Unternehmen, ihre Daten vor Cyberangriffen und unbefugtem Zugriff zu schützen.
Um geopolitische Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen bevorzugt auf lokale Rechenzentren innerhalb Europas setzen. Dadurch bleibt die Kontrolle über die eigenen Daten in europäischen Händen, und es wird sichergestellt, dass kritische Informationen nicht in die Zuständigkeit ausländischer Behörden oder Gesetzgeber fallen.
Transparenz und lokale Kontrolle sind weitere Schlüsselfaktoren: Unternehmen sollten von ihren Cloud-Anbietern verlangen, dass sie vollständige Transparenz hinsichtlich der Datenverarbeitung und der eingesetzten Sicherheitsmaßnahmen bieten. Nur wenn nachvollziehbar ist, wo und wie Daten verarbeitet werden, lässt sich die Einhaltung von Compliance-Vorgaben und Sicherheitsstandards zuverlässig gewährleisten.
Darüber hinaus ist es ratsam, regionale Cloud-Initiativen aktiv zu unterstützen, die sich explizit auf Souveränität und Compliance konzentrieren. Solche Initiativen fördern die Entwicklung unabhängiger europäischer Cloud-Infrastrukturen und stärken die Innovationskraft lokaler Anbieter. Damit leistet jedes Unternehmen einen Beitrag dazu, Europas digitale Zukunft resilienter, sicherer und unabhängiger zu gestalten.
Bei der Auswahl eines geeigneten Datenschutzpartners kommt es darauf an, dass dieser die vollständige Kontrolle über Daten- und Verwaltungsebenen gewährleistet. Eine physische und logische Trennung der Systeme ist dabei ebenso wichtig wie die Möglichkeit, transparente Prüfpfade zu nutzen. Darüber hinaus sollten sowohl lokale als auch internationale Datenschutzanforderungen erfüllt werden, um rechtliche Sicherheit zu gewährleisten und die Resilienz der eigenen digitalen Infrastruktur nachhaltig zu stärken.
Fazit
Digitale Souveränität ist kein einmaliges Ziel, sondern ein fortlaufender Prozess. Für europäische Unternehmen und IT-Führungskräfte ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Verantwortung zu übernehmen und die notwendigen Schritte zur Sicherung ihrer digitalen Unabhängigkeit zu gehen. Nur durch bewusste Entscheidungen und die Wahl souveräner Lösungen kann Europa die Kontrolle über seine digitale Zukunft und die Hoheit über seine Daten zurückgewinnen.
Kim Larsen, Group Chief Information Security Officer bei Keepit
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