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Unsere tägliche Arbeits- und Lebenswelt ist geprägt von Komplexität und raschen Veränderungen. Das sorgt für Unsicherheit. Wie entwickelt sich die politische Weltlage? Wie wirken sich die wirtschaftlichen Herausforderungen auf den Beruf und das Privatleben aus? Wie kann ein Unternehmen am heutigen Markt bestehen?  Fragen die häufig bei verantwortlichen Führungskräften und auch bei Beschäftigten zu Unsicherheit, Angst und Unwohlsein führen können. Meist gehen diese Gefühle mit dem Wunsch einher, den alten bekannten Zustand wieder herstellen zu wollen. Wie stark der Wunsch nach dieser sogenannten „kognitiven Geschlossenheit“ (Kruglanski, 2004) ist, hängt zum einen von der Persönlichkeit ab. Zum anderen können auch andere Umstände wie Zeitdruck, Stress, Lärm und Müdigkeit dazu führen, dass wir uns nach schnellen und einfachen Antworten sehnen, um Sicherheit wiederherzustellen. Martina Frost, wissenschaftliche Expertin des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft klärt über die Hintergründe auf und gibt Tipps zum Umgang mit Unsicherheiten.

Das Sehnen nach einfachen und schnellen Antworten kann im Kontext von Unternehmensentscheidungen oft negative Folgen haben. Denn Personen, die ein hohes Bedürfnis nach der genannten kognitiven Geschlossenheit, haben, neigen dazu, sich auch basierend auf geringfügigen Informationen ein schnelles Urteil zu bilden. Sie ändern dieses dann auch nicht bei sich ändernder Informationsgrundlage. Dies kann zu übereilten Entscheidungen, Fehlgewichtung von Informationen aber auch zu Vorurteilen führen. Zudem sind diese Personen anfälliger für Manipulationen und autoritäre Ideologien.  

Um derartige negative Auswirkungen zu vermeiden, lässt sich daher an zwei Punkten ansetzen:

Zum einen Bedarf es der Selbstreflexion. Als Führungskraft könnte man sich z. B. die Fragen stellen: Sind mir unvorhersehbare Situationen unangenehm? Werde ich schnell ungeduldig und genervt, wenn ich nicht sofort eine Lösung für ein Problem finde? Je eher diese Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, desto eher sollte dem ersten Impuls zu einer Entscheidung in einer unsicheren Situation nicht gefolgt werden. Besser ist es, zuerst nach mehr Informationen zu suchen.

Zum anderen bedarf es der Gestaltung der Arbeits- und Lebensweise. Das Wichtigste, um Unsicherheit auszuhalten und gute Entscheidungen zu treffen bzw. ein Problem erfolgreich zu lösen ist, es ruhig zu bleiben und sich auf den Moment und die Situation zu konzentrieren in der man sich persönlich gerade befindet. Also wertungsneutral Beobachten, was um einen herum in diesem Moment gerade passiert. (vgl. Wolf, 2016)

Führungskräfte können in unsicheren Zeiten Sicherheit und Stabilität vermitteln und als Fels in der Brandung fungieren, wenn Sie selbst positiv mit Unsicherheit umgehen, ihren eigenen inneren Halt stärken und positiv in die Zukunft blicken. 

Sechs Tipps vom ifaa für einen effektiven Umgang mit unsicheren Situationen*:

  • Nehmen Sie sich Zeit und sorgen Sie gut für sich selbst.
    Gerade in unsicheren Situationen hat es sich bewährt, Ruhe zu bewahren und nicht hektisch in Aktionismus oder in eine
    Angststarre zu verfallen.
    Nehmen Sie sich Zeit  für Ihre Entscheidung, überlegen Sie was wirklich wichtig ist und setzen Sie ggf. Prioritäten.
    Konzentrieren Sie sich auf das hier und jetzt –
    Achtsamkeit, körperliche Aktivität, und Entspannungsübungen helfen bei Angst und Unsicherheit, denn körperliche
    Entspannung ist physiologisch schlecht mit einer Angstreaktion vereinbar.
  • Konzentrieren Sie sich auf Lösungen und hinterfragen Sie einfache Lösungen.
    Konzentrieren Sie sich nicht auf das Problem, sondern generieren Sie Lösungsmöglichkeiten. Fragen Sie sich: Was kann ich
    tun, um die Situation zu verbessern?
    Hinterfragen Sie einfache und schnelle Lösungen.
  • Denken Sie Voraus.
    Spielen Sie verschiedene Szenarien so realistisch und detailliert wie möglich gedanklich durch. Dabei könnten Ihnen die
    folgenden Fragen helfen:
    • Was wäre wirklich, wenn etwas schiefgeht?
    • Was wäre, wenn nichts getan wird?
    • Was wäre, wenn alles gutgeht?
  • Bleiben Sie flexibel und bereiten Sie sich auf Unerwartetes vor.
    Stellen Sie sich gedanklich das Unerwartete vor und generieren Sie möglich Handlungsstrategien. Wenn sich Informationen oder Bedingungen ändern, passen Sie Ihre Pläne so gut es geht an. 
  • Konzentrieren Sie sich auf das, was sicher ist und sich kontrollieren lässt.
    Machen Sie sich bewusst, welche Dinge weiterhin sicher sind und welche Sie kontrollieren können.
  • Nutzen Sie Ihre Erfahrungen und Unterstützung aus Ihrem Netzwerk.



Quellen:
Kruglanski, A. (2004). The psychology of closed-mindedness. Psychology Press, New York.
Roets, A. & Van Hiel, A. (2011). Item selection and validation of a brief, 15-item version of the need for closure scale. Personality and Individual Differences, 50, 90–94
Schäfer, A. (2020) Mut zur Unsicherheit. In: Psychologie Heute 7/2016: Mut zur Unsicherheit. Verfügbar unter:  https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/39121-mut-zur-unsicherheit.html#page
Wolf, A. (2016) Mit Unsicherheit leben – aber wie? In: Psychologie Heute 7/2016: Mut zur Unsicherheit. Verfügbar unter: https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/39120-mit-der-unsicherheit-leben-aber-wie.html
*in Anlehnung an: Psychologie Heute 7/2016: Mut zur Unsicherheit

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