Autorin: Dr. Anna Wohlthat, CEO von Metabolic Balance ©Metabolic Balance

Laut Statistischem Bundesamt ist in Deutschland nur knapp jede dritte Führungskraft eine Frau – und das, obwohl zahlreiche Studien aus den vergangenen Jahren belegen, dass weibliche Führungskräfte die Produktivität steigern, die Zusammenarbeit verbessern, das Engagement der Organisation fördern und für mehr Fairness sorgen. Entsprechend bieten sie optimale Entwicklungschancen für Unternehmen. Vor allem in Zeiten von Fachkräftemangel, nötiger Digitalisierung und zunehmender Globalisierung können Frauen in Führungspositionen so die Unternehmensentwicklung vorantreiben. Warum gibt es also weniger Chefinnen? Oftmals werden Kinder als Haupt-Hindernis für die Karriere von Frauen angesehen. Die Vermutung, dass Kinder die Karriere negativ beeinflussen, hält sich nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Appinio bei fast jeder zweiten kinderlosen Frau in Deutschland.

Pragmatismus ist gefragt

Im Vergleich zu anderen EU-Ländern hat Deutschland die dritthöchste Erwerbstätigenquote der Frauen. Laut Statistischem Bundesamt lag die Quote bei Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren zuletzt bei 75,2 Prozent. Doch 2023 ging jede zweite Frau einer Teilzeitbeschäftigung nach. Unter den Männern lag die Teilzeitquote hingegen nur bei 13 Prozent. Ein Großteil der Frauen reduziert die Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung – die Care-Arbeit bleibt häufiger an den Frauen hängen. Doch nur weil Kinder auf der Welt sind, müssen sich Frauen nicht zwischen Familie und Karriere entscheiden und von ihren Partnern abhängig machen. Verbesserungen bei der Betreuung in Kita und Schule bieten immer mehr die Möglichkeit, dass beide Elternteile einer vollen Erwerbstätigkeit und einer Karriere nachgehen können. Entscheidend ist aber auch eine Mischung aus Organisationstalent, Pragmatismus und der Akzeptanz, dass nicht immer alles perfekt laufen kann. Wenn man sich von dem Anspruch befreit, immer alles gleichzeitig und fehlerfrei machen zu müssen, nimmt das enorm viel Stress raus.

Unterstützendes Netzwerk aufbauen

Das Wichtigste ist, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass man immer und überall 100 Prozent geben muss. Es gibt Tage, an denen Frauen als Geschäftsführerin oder Führungskraft ihre volle Aufmerksamkeit auf das Unternehmen richten müssen. Aber selbstverständlich gibt es auch Tage, an denen die Familie an erster Stelle steht. Es ist wichtig, sich nicht schuldig zu fühlen, sondern klare Prioritäten zu setzen – und auch mal Hilfe anzunehmen. Hier kommt auch das Thema Effizienz ins Spiel. Dass unnötige Meetings oder langwierige Abstimmungsprozesse Zeit in Anspruch nehmen, gilt es zu vermeiden. Wer eine Familie hat, lernt jedoch schnell, in kurzen Zeitfenstern produktiv zu sein – das hilft enorm als Geschäftsführerin. Trotzdem gibt es selbstverständlich immer Momente, die herausfordernd sind – zum Beispiel, wenn ein Kind krank ist und gleichzeitig ein wichtiger Geschäftstermin ansteht. An solchen Tagen müssen Lösungen gefunden werden, die zur aktuellen Situation und zu den individuellen Lebensumständen passen. Ein starkes Team im Unternehmen sowie Unterstützung von der Familie oder vom Freundeskreis helfen dabei ungemein. Niemand muss alles alleine stemmen. Letztendlich ist es eine Frage der Haltung: Wenn man sich ständig fragt, ob man beidem gerecht wird, verliert man Energie. Es hilft, sich darauf zu fokussieren, wie man beide Rollen bestmöglich ausfüllen kann, anstatt sich selbst einzureden, dass man wählen muss.

Arbeitende Mütter als Vorbilder für andere

Damit mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten können, müssen vor allem die Unternehmen umdenken. Klassische 9-to-5-Modelle funktionieren für viele Mütter nicht. Können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hingegen ihre Arbeitszeiten weitgehend selbst einteilen und haben die Möglichkeit, remote zu arbeiten, hilft das im Alltag ungemein. Es sollte in Unternehmen deshalb nicht darum gehen, ob jemand zu bestimmten Uhrzeiten an einem bestimmten Ort sitzt, sondern um die Ergebnisse. Zusätzlich unterstützen Unternehmenskulturen, in denen sich niemand schuldig fühlen muss, wenn mal ein Kind krank ist oder ein wichtiger familiärer Termin ansteht. Mütter sind unglaublich effiziente und wertvolle Mitarbeiterinnen – wenn man ihnen den nötigen Spielraum gibt. So sollten Unternehmen Mütter nicht als „Risikogruppe“, sondern als riesige Ressource sehen. Sie sind organisiert, multitaskingfähig, stressresistent und unglaublich effizient. Wer diese Talente nicht nutzt, verschenkt Potenzial. Unternehmen sollten deshalb aktiv auf Mütter zugehen. Viele hoch qualifizierte Frauen kehren nach der Elternzeit nicht in ihren alten Job zurück, weil sie glauben, dass er sich nicht mit der Familie vereinbaren lässt. Hier könnten Unternehmen gezielt nachhaken und Angebote schaffen, die den Wiedereinstieg erleichtern. Außerdem lebt eine familienfreundliche Unternehmenskultur von Vorbildern. Wenn in der Führungsebene Frauen sind, die zeigen, dass Karriere und Familie vereinbar sind, schafft das Vertrauen. Es braucht sichtbare Beispiele, damit sich mehr Frauen trauen, beides zu wollen – ohne Angst vor Nachteilen. Ich selbst bin Mutter von vier Kindern und leite ein internationales Unternehmen – das ist kein Spaziergang, aber auch kein unlösbares Problem. Es ist wichtig, dass die nächsten Generationen – auch meine eigenen Kinder – sehen, dass Frauen genauso selbstbewusst und erfolgreich sein können wie Männer.

Autorin: Dr. Anna Wohlthat, CEO von Metabolic Balance

Weitere Informationen unter www.metabolic-balance.de

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