Deutschlands Mittelständler nehmen ihre Lieferanten noch genauer unter die Lupe. Da die aktuellen Lieferengpässe nach Ansicht von jedem zweiten Unternehmen noch mindestens ein bis zwei Jahre anhalten werden, sollen künftig die Aspekte Resilienz, lokale Produktion und Nachhaltigkeit stärker betont werden. Das sind Ergebnisse der Studie „Finanzierungsmonitor 2022“. creditshelf, der Gestalter digitaler Mittelstandsfinanzierung hat dafür zusammen mit der TU Darmstadt mehr als 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt.
„Die internationalen Warenströme haben sich auch fast drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie noch nicht wieder normalisiert. Und die Verwerfungen werden uns voraussichtlich noch längere Zeit begleiten: Nach Meinung von 47 Prozent der Umfrageteilnehmer wird es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis die gestörten Lieferketten wieder stabil funktionieren. Und jeder siebte Befragte sieht in den Lieferengpässen sogar ein echtes Langzeitproblem“, sagt Dr. Daniel Bartsch, Vorstand von creditshelf. Angesichts der turbulenten Großwetterlage prognostiziert der Finanzierungsexperte mittelfristig ein unruhiges Fahrwasser für den Mittelstand in Deutschland: „Vor allem die Industrie kann sich nicht länger monothematisch auf Effizienzmaßnahmen fokussieren, sondern muss eine langfristig stabile und gleichzeitig konkurrenzfähige Produktion sicherstellen – dieser Spagat ist außerordentlich herausfordernd.“
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und einer immer schärferen ESG-Regulierung setzt der Mittelstand gleich ein ganzes Paket unterschiedlichster Maßnahmen um, damit die Lieferketten künftig wieder nahtlos ineinandergreifen. creditshelf-Vorstand Bartsch: „Neun von zehn Unternehmen wollen den Anteil lokaler oder regionaler Zulieferer erhöhen. Und für acht von zehn gewinnt die Resilienz der Lieferkette gegenüber dem Kostenargument an Bedeutung. Diese Zahlen zeigen: Die Industrie ist in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, der jede Station der Wertschöpfungskette genauso betrifft wie die jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten.“ Im Falle der Supply Chain nimmt diese Kettenreaktion bereits Fahrt auf. Schon jetzt achten 78 Prozent der Unternehmen bei der Auswahl ihrer Lieferanten darauf, dass diese die ESG-Kriterien einhalten. Und die Neuorientierung trägt bereits erste Früchte. 85 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass sie das neue Lieferkettengesetz fristgerecht erfüllen werden.
Kreditgeber fordern Nachhaltigkeit ein
Die ESG-Kriterien gewinnen auch bei der Vergabe von Krediten an Bedeutung. Von den Unternehmen, die ihre Betriebsmittel über klassische Bankkredite finanzieren, mussten 64 Prozent ihrer Bank gegenüber auch Nachhaltigkeitsindikatoren offenlegen. Im Vorjahr waren es noch 61 Prozent gewesen. Dieser Trend wird sich nach Meinung von Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt künftig noch verstärken: „Die unabhängige ESG-Bewertung verschiedener Geschäftsmodelle und Branchen ist komplex. Gleichzeitig scheuen Banken das Risiko, nicht-nachhaltig agierende Unternehmen zu finanzieren. In diesem Spannungsfeld darf die Industrie aber nicht als Verliererin zurückbleiben, sondern muss weiterhin frische Mittel zu guten Konditionen aufnehmen können.“
Finanzierungsexperte Schiereck, der den „Finanzierungsmonitor“ seit seiner ersten Auflage im Jahre 2016 wissenschaftlich begleitet, rät deshalb auch zu modernen Finanzierungspartnern. „Früher war die Hausbank Ansprechpartner Nummer eins für Betriebsmittelkredite. Gerade in angespannten Situationen, wenn es um Schnelligkeit und maßgeschneiderte Angebote geht, bieten alternative Finanzierungspartner häufig die passgenaueren Lösungen.
Hier finden Sie die Studienergebnisse zum Download.
Über die Studie „Finanzierungsmonitor 2022“
Die Studie „Finanzierungsmonitor 2022“ beruht auf einer im August 2022 durchgeführten Befragung des digitalen Unternehmensfinanzierers creditshelf (www.creditshelf.com). Insgesamt nahmen 210 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen an der Befragung per Online-Erhebung durch ein Marktforschungsinstitut teil. Die Studie wurde wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt.
Disclaimer:
„Für den oben stehenden Beitrag sowie für das angezeigte Bild- und Tonmaterial ist allein der jeweils angegebene Nutzer verantwortlich. Eine inhaltliche Kontrolle des Beitrags seitens der Seitenbetreiberin erfolgt weder vor noch nach der Veröffentlichung. Die Seitenbetreiberin macht sich den Inhalt insbesondere nicht zu eigen.“