Foto: Constantin Meyer; Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)

Ressourcen und Klima schonen, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit bewahren – das ist die Herausforderung unserer Generation. Ob und wie sich das zu einer Win-Win-Situation entwickeln kann, hängt maßgeblich von der Innovationskraft der einzelnen Wirtschaftsbereiche ab. Für eine nachhaltige Gebäudewirtschaft nimmt der Lebensraum Bad eine Schlüsselstellung ein. Die deutsche Sanitärwirtschaft setzt seit Jahren Standards im Bereich Produktentwicklung, Produktion und Logistik und übernimmt in Sachen Nachhaltigkeit eine weltweite Vorreiterrolle. Dabei werden ganz unterschiedliche Ansätze verfolgt.

Nicht von ungefähr stellt die ISH, die internationale Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft, ihre Veranstaltung 2025 wieder unter das Motto „Lösungen für eine nachhaltig Zukunft“. Nachhaltigkeit ist die Forderung der Zeit und betrifft das gesamte Spektrum der Gebäudetechnik und -ausstattung. Neben der nachhaltigen Umgestaltung unserer Heizsysteme trägt auch der Sanitärbereich maßgeblich dazu bei, unseren Lifestyle nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten. „Als Plattform, auf der mit der Sanitär-, Heizungs- und Haustechnikbranche drei Energie- und Klima-relevante Bereiche zusammenkommen, hat die ISH 2023 dem Innovationsprozess sicherlich noch einen kräftigen Push gegeben“, bewertet Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS), die Bedeutung der Frankfurter Messe. „Das Thema bewegt die ganze Branche – egal, ob Armaturen-, Badewannen- oder Badmöbelhersteller. Auch Fachhandel und -handwerk erkennen die Relevanz des Themas für die Weiterentwicklung des Lebensraums Bad und den nachhaltigen Umbau des für den Bausektor und das Wohnen so wichtigen Wirtschaftsbereichs Sanitärausstattung.“

Dabei verfolgt die deutsche Sanitärwirtschaft nicht nur diverse Ansätze von der Entwicklung ressourcenschonender Produkte und der CO2-Emissionssenkung über Sustainable Design bis zur Kreislaufwirtschaft, sondern hat auch stets die Bedürfnisse und das Wohl der Nutzer im Blick. Komfort, Energieeffizienz, Funktionalität und Design eines modernen, nachhaltigen Badezimmers steigern den Wohnwert genauso wie den Kaufwert einer Immobilie. Zudem leistet ein nachhaltig geplantes Badezimmer nicht nur einen effektiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, sondern ist auch eine Investition in die Reduktion der Wohnnebenkosten.

VDS fördert die Entwicklungsprozesse der nachhaltigen Branche

Die VDS übernimmt eine führende Rolle bei der Förderung von Innovationen, Qualitätsstandards und nachhaltigen Praktiken in der deutschen Sanitärindustrie. „Eines unserer zentralen Ziele ist es, die Unternehmen der Branche bei den Prozessen zur Einführung noch nachhaltigerer Produktions- und Betriebsstandards zu motivieren und zu unterstützen. Wir glauben fest an die Vorteile einer umweltfreundlichen Sanitärwirtschaft für alle Beteiligten – von den Unternehmen selbst über das Fachhandwerk bis hin zum Konsumenten”, erklärt Jens J. Wischmann. Er lädt alle Marktpartner ein, die VDS als neutrale Plattform zur Entwicklung von Ideen für eine nachhaltige Badezimmerkultur zu nutzen.

Innovationstreiber ISH: Vom Status Quo zum Zukunftskonzept Sustainable Bathroom

Heute setzen sich in der Sanitärwirtschaft die Ergebnisse jahrelanger Entwicklungen auf der Suche nach nachhaltigen Prozessen und Produktlösungen durch. Der vielleicht wichtigste Trend für die Sanitärwirtschaft zeigte sich auf der ISH 2023 in Form des „Sustainable Bathroom“: Beim Trendforum Pop up my Bathroom – einer Gemeinschaftsinitiative der Messe Frankfurt und der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) – wurde Nachhaltigkeit im Badezimmer als Zukunftskonzept vorgestellt, in dem smarte, Wasser und Energie sparende Produkte, umweltschonende Industrieproduktion, nachhaltige Materialien und ein langlebiges Design optimal kombiniert werden.

Grundsätzlich ist das Sustainable Bathroom in der Badezimmer-Typologie weniger durch stilistische oder räumliche Kategorien gekennzeichnet als durch das Prinzip, Ausstattungselemente mit positiver CO2-Bilanz und Einspareffekten bei Energiekosten und Wasserressourcen konsequent zu bevorzugen. Daneben spielt aber auch das Design eine große Rolle. Hier zeigt sich das Sustainable Bathroom zwar bevorzugt modern oder im Stil eines emotional aufgeladenen Minimalismus, doch gibt es gestalterisch im Grunde keine Einschränkungen mehr. Dass die alten Klischees vom Öko-Look bis zu unterkühltem Futurismus ausgedient haben, ist ein deutliches Zeichen für die Durchsetzung nachhaltiger Kriterien auf breiter Ebene. Und so sind aktuell auch im Badezimmer – wie im gesamten Interior Design – warme, erdige Töne und natürliche bzw. natürlich wirkende Materialien angesagt. Dabei bleibt im Design nachhaltiger Bäder Langlebigkeit und damit eine gewisse Zeitlosigkeit oberstes Prinzip. Als wichtiger „Soft Factor“ soll das Sustainable Bathroom aber auch ein Gefühl von Naturverbundenheit vermitteln.

Nachhaltige Sanitärwirtschaft in Deutschland als Benchmark für die globale Wirtschaft

Nicht nur der politische Wille normgebender Institutionen, auch die Bauherren haben als treibende Kraft Anteil an dem derzeitigen Innovationsschub in der Sanitärindustrie. Viele Bauherren und Renovierer wollen nicht nur Wasser und Energie sparen, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Das moderne Badzimmer kann diesen Anspruch heute schon einlösen. „Dabei nimmt die deutsche Sanitärwirtschaft im Bereich Nachhaltigkeit zweifelsohne eine Vorreiterrolle ein. Über viele Jahre hinweg hat sich das Prinzip bewährt, dass hier Entwicklung und Anwendung, Industrie und Handwerk, Sanitärausstattung und Haustechnik Hand in Hand gehen“, so Jens J. Wischmann. „Nach der beispiellosen Designoffensive seit den 80er-Jahren mit der deutschen Sanitärindustrie im Lead, mit der kreativen Innovationskultur, der Fertigungsqualität nach modernsten Produktionsstandards sowie der am höchsten entwickelten Logistik-Infrastruktur weltweit werden nun auch die Nachhaltigkeitslösungen zu einem Aushängeschild der deutschen Sanitärwirtschaft – und gleichzeitig zur Benchmark für den Rest der Welt.“

Grafik: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)

Die 7 Basics zur Entwicklung nachhaltiger Konzepte für das Bad

Doch die Entwicklung geht stetig weiter. Nachhaltigkeit findet auf vielen Ebenen statt, und die Produktentwicklung folgt Konzepten wie Cradle-to-Cradle oder Sustainable Design. Ansätze sind neben dem Recyclingprinzip und der Langlebigkeit insbesondere Einsparpotenziale beim Energie- und Wasserverbrauch. Schließlich ist das Badezimmer einer der komplexesten Räume im Haus, in dem Wasseranwendungen, Hygieneanforderungen, Heizung sowie Klima- und Haustechnik mit dem Anspruch auf Wohnlichkeit und Geborgenheit zusammentreffen. Zu den wichtigsten Funktionen des Badezimmers gehört daher auch die körperliche und emotionale Regeneration. Der Wohnwert als nachhaltiger Faktor mit wichtiger sozialer Funktion darf in der Rechnung nicht vergessen werden.

Eine Guideline bieten die folgenden sieben Basics für nachhaltige Lösungswege, an denen entlang eine nachhaltig konzipierte Badplanung ausgerichtet wird:

1. Cradle to Cradle

Cradle to Cradle ist ein ganzheitlicher Ansatz für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft mit der sicherlich ambitioniertesten Zielsetzung. Hier wird von den politischen Institutionen künftig wohl auch ein Schwerpunkt gesetzt. Hinter dem Cradle-to-Cradle-Konzept steckt die Idee, in Kreisläufen zu denken und zu handeln: Wie in der Natur sollen im Idealfall keine Abfälle produziert werden. Dazu sollen Produkte von Anfang an so gestaltet werden, dass alle Materialien und Inhaltsstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können, dem sie entnommen wurden.

In der Sanitärbranche sind bereits erste Ansätze bei Badmöbelherstellern zu finden. Produkte aus Stahl-Emaille oder Sanitär-Keramik können zu 100% in den bereits etablierten Rückführungsprozessen recycelt werden. Ein erster Hersteller von Duschflächen nimmt sein Produkt nach Gebrauch zurück und führt es dem neuen Herstellungsprozess bei, und auch Handbrausen aus Recyclingmaterial sind bereits marktfähig.

2. Sustainable Design

Design ist mehr als die äußere Hülle eines Produkts. Sustainable Design berücksichtigt viele Facetten wie Klima, Gesellschaft, Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Wiederverwendbarkeit von Ressourcen und die Kompatibilität zu modernen Kreislaufwirtschaftssystemen. Produkte sollen so gestaltet und umgesetzt werden, dass sie schonend mit Ressourcen umgehen und die Umwelt nicht schädigen. Mensch, Tier und Natur sollen gleichermaßen von diesen Produkten profitieren. Hierzu denkt Sustainable Design den gesamten Produktlebenszyklus mit. Langlebigkeit in Kombination mit qualitativ hochwertigen Produkten ist derzeit die in der Designwelt akzeptierte Formel für nachhaltiges, weil lange als schön empfundenes Design. Die anzustrebende lange Nutzungsdauer ist für den Bereich Badezimmer aber auch eine Herausforderung und ein Balance-Akt: Mit der zunehmenden Wohnlichkeit im Badezimmer unterliegt es zum einen dem zunehmenden Einfluss saisonaler Lifestyles. Und zum anderen verhindert eine lange Nutzungsdauer das Partizipieren an ressourcenschonenden Innovationen – wie die zahlreichen Entwicklungen im Bereich WC und von Badewannen aus grünem Stahl in den letzten Jahren deutlich gemacht haben.

3. Raumklima

Wir alle wünschen uns ein schönes Zuhause. Behaglich soll es sein, gemütlich und vor allem wohngesund. Während Käufer auf mögliche Ausdünstungen von Möbeln achten und besonders wohngesunde Produkte häufig durch Öko-Siegel wie etwa den Blauen Engel gekennzeichnet sind, wird die klimatische Qualität des Raums oft vernachlässigt. Dabei hat die Luftqualität einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. Gerade in Innenräumen ist die Luft nicht selten mit diversen Schadstoffen und Allergenen belastet. Luftfilter helfen insbesondere Allergikern dabei, die Raumluft von solchen Substanzen zu befreien und sie wieder wohngesund und sauber zu machen. Zudem sind Badezimmerfenster nicht in jeder Architektur selbstverständlich. Die Verbindung zur Natur scheint für das Sustainable Bathroom jedoch besonders erstrebenswert. Die Lage und Positionierung des Badezimmers im Gebäudeplan hat also entscheidenden Einfluss auf Licht, gesundes Raumklima und allgemeines Wohlbefinden. Nachhaltige (Bad-)Architektur muss auch diese Faktoren berücksichtigen.

4. Zero Waste Bathroom

Zero Waste liegt im Trend. Grob vereinfacht bedeutet es, keinen Müll zu erzeugen – vor allem, wenn es sich um Plastikmüll handelt, wie er sich auch im Badezimmer vermehrt ansammelt. Hier finden sich viele Pflege- und Reinigungsprodukte wie Zahnpasten, Duschgels, Shampoos, Allzweckreiniger etc., die in der Regel in Plastikbehältnissen abgefüllt sind. Auch bei den inzwischen gängigen Nachfüllpackungen fällt noch reichlich Verpackungsmüll an. Doch hierzu gibt es mittlerweile erste Alternativen, die z.T. ganz ohne Plastikverpackungen auskommen. Ein interessanter Ansatz also, mit dem das Bewusstsein für den anfallenden Müll geschärft und neue Wege aufgezeigt werden können, um den (Plastik-)Müll weitestgehend zu reduzieren. Bei der Übertragung des Zero Waste-Prinzips auf das Badezimmer ergibt sich durch die tägliche Nutzung ein nicht unerhebliches Einsparpotenzial.

Auch die Ausstattung trägt ihren Teil zum Zero Waste Bathroom bei. So kann durch den Wegfall des Spülrands bei Keramik-WCs auf den Einsatz von WC-Reinigern fast vollständig verzichtet werden. Mit der Nutzung eines Dusch-WCs wird die Verwendung von feuchtem Toilettenpapier vermieden und die Nutzung von Toilettenpapier signifikant reduziert. Als ähnlich einflussreich wie das randlose WC könnte sich ein neuartiger Siphon für das Waschbecken erweisen, der besonders hygienisch und verstopfungsarm ist und so auch den Einsatz aggressiver Abflussreiniger reduzieren kann. Maßgeblich zur Reduktion des Reinigungsmitteleinsatzes – und somit zur Vermeidung von Plastik-Verpackungsmüll – tragen vor allem schmutzabweisende Oberflächen bei Waschtisch & Co bei.

5. Ressource Wasser

Das Element Wasser ist auf unterschiedlichen Nutzungsebenen mit dem Badezimmer verknüpft. Wasser ist das ideale Medium für die Körperreinigung – bei der Dusche, beim Baden, bei der Intim-Hygiene und beim Gesicht- und Händewaschen. Das Element Wasser ist aber auch ein emotionales und gesundheitsförderndes Medium für die Aufwertung des Bades als Wellness-Raum. Und schließlich dient Wasser ja auch zum Abtransport von Schmutz und Fäkalien.

Das Sparpotential bei kaltem und insbesondere bei warmem Wasser liegt in der Reduktion der Verbrauchsmenge, wobei sowohl Komfort als auch die emotionale Komponente des Wassers erhalten bleiben sollten. Dies gelingt mit wassersparenden Hand- und Kopfbrausen, Thermostat-Armaturen, berührungslosen Armaturen, optimierten WCs, einer 2-Mengen-Spülung für WCs oder auch durch die Bevorzugung einer Dusche gegenüber dem Vollbad.

Hingegen konnte sich die Grauwassernutzung, also die Nutzung von Regenwasser oder bereits genutztem Wasser von Dusche, Waschtisch oder Badewanne für die Toilettenspülung, bislang nicht durchsetzen. Die notwendigen doppelten Rohrsysteme sind kostenintensiv und im Bestand kaum umsetzbar. Für den gewerblichen Einsatz – etwa im Hospitality-Bereich – und vor allem im Neubau liegt gleichwohl noch Entwicklungspotenzial für die Grauwassernutzung.

6. Ressource Energie

Durch eine zügige Bereitstellung von warmem Wasser kann viel Energie eingespart werden. Auch das Umlernen von liebgewonnenen Ritualen ist in der jährlichen Addition signifikant in der Energiebilanz. Ansätze gibt es zuhauf: Läuft das warme Wasser während des Einseifens unter Dusche durch? Wie lang dauert die perfekte Dusche? Und muss das Badezimmer wirklich immer zwei bis drei Grad wärmer sein als der Rest der Wohnung?

Vonseiten der Sanitärtechnik ist auf dem Gebiet durchflussreduzierter Armaturen in den letzten Jahren Enormes geleistet worden, und deutsche Markenhersteller investieren nach wie vor unermüdlich in die Optimierung dieses zentralen Produktbereichs. Thermostat-Armaturen und wassersparende Armaturen mit innovativem Innenleben (Kartusche) sind Schlüsselprodukte für das Sustainable Bathroom, und erste Produktkonzepte zu Wärmerückgewinnung aus Duschwasser zeigen die Richtung an, in welche die Entwicklung geht. Aber auch Flächenheizkörper und Fußbodenheizungen, die mit modernen und nachhaltigen Heizungsanlagen kombiniert werden, sind erfolgversprechende Ansatzpunkte zur Verbesserung die Energiebilanz im Badezimmer.

7. Das Bad als Raum zur Revitalisierung

Neben dem Ort zur regelmäßigen Reinigung ist das Sustainable Bathroom gleichzeitig auch ein Raum der Regeneration. Wasser und Wärme besitzen für den menschlichen Körper eine heilende, regenerative Wirkung. Das Private Spa ist Rückzugsort und Jungbrunnen zugleich. Das Sustainable Bathroom ist daher auch Powerbank und smarter Raum zum Entschleunigen und Regenerieren, zur Gesundheitspflege und zum Kräfte-Wiederaufladen. Auch das ist ein – sozialer, ethischer, gesundheitsrelevanter und damit gesellschaftlich wie ökonomisch relevanter – Aspekt von Nachhaltigkeit, der nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Weitere Informationen: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)
www.sanitärwirtschaft.de

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