Die Denkfabrik von Porsche feiert Jubiläum: Vor 50 Jahren wurde das Entwicklungszentrum Weissach, kurz EZW, in Betrieb genommen. Die Erfolgsgeschichte des EZW startete am 1. Oktober 1971 mit der Verlagerung der Abteilungen Entwicklung und Design von Zuffenhausen ins 25 Kilometer entfernte Weissach. Seither steht das EZW für innovative Fahrzeuge und intelligente Entwicklungsleistungen.
Aktuell umfasst das Areal des EZW rund 100 Hektar Fläche. 6.700 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt. Diese Dimensionen waren noch nicht absehbar, als bei Porsche in den 1950er-Jahren der Wunsch nach einer eigenen Teststrecke reifte. Noch dienten der Motorsport und Fahrten im Straßenverkehr als maßgebliches Erprobungsfeld für Neuentwicklungen wie den Porsche 356. Die Suche nach dem passenden Gelände gestaltet sich anfangs etwas schwierig, auch weil Ferry Porsche großen Wert auf Umweltschutz legt und beispielsweise fruchtbare Äcker nicht der Teststrecke opfern will. Herbert Linge, ehemaliger Rennfahrer, gibt dann den entscheidenden Tipp: „Ich konnte Ferry Porsche Ende der 1950er-Jahre von meinem Heimatort Weissach überzeugen. Es liegt logistisch günstig nahe Zuffenhausen und ist weit genug auf dem Land, um wenig Aufsehen zu erregen. Und natürlich war hier mehr Platz für den Bau einer Teststrecke als in der Stadt.“
Am 29. Januar 1960 hält der damalige Versuchsingenieur Helmuth Bott in einer mit Skizzen versehenen Aktennotiz erstmals das „Projekt Weissach“ fest. Am 16. Oktober 1961 nahm Ferry Porsche den ersten Spatenstich zum Bauabschnitt 1 des neuen Testgeländes in den Gemarkungen Weissach und Flacht vor, 25 Kilometer westlich von Stuttgart. Es entstanden eine Kreisbahn – Skid-Pad genannt –, und weitere Versuchsstrecken, auf denen die Prototypen bis zur Belastungsgrenze getestet werden konnten. Beispielsweise wurde der Porsche 901 hier zur Marktreife gebracht.
Mit der zunehmenden Nutzung der neuen Versuchseinrichtungen in den 1960er-Jahren nehmen die Pläne für den Bau eines integrierten Forschungs- und Entwicklungszentrums in Weissach immer konkretere Züge an. Die Kompetenzen der auf die Standorte Zuffenhausen und Weissach verteilten Abteilungen und Gewerke sollten gebündelt werden. 1969 begannen die Bautätigkeiten für das eigentliche EZW. Am 1. Oktober 1971 erfolgte der Umzug der Porsche-Entwicklungsabteilung inklusive dem werkseigenen Motorsport nach Weissach und das EZW wurde mit 500 Mitarbeitern offiziell in Betrieb genommen. 1972 folgte die Abteilung Porsche Style. Bis 1974 entstand das heute noch charakteristische Gebäude in der Gestalt eines Norm-Sechsecks, das mit Blick auf perfekte Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten konzipiert worden war. Das EZW sollte sich aus vielen kleinen Denkfabriken zusammensetzen, wodurch dem zentralen „Gehirn“ durch kurze Nervenbahnen eine hohe Reaktions- und Entwicklungsgeschwindigkeit gesichert wird. Insgesamt bildete das Kern-Sechseck mit seinen beiden Anbauten aus den Jahren 1984 und 1992 sowie dem Styling-Büro rund 7.000 m² Büro- und Studiofläche. Parallel erweitere Porsche die Versuchskapazitäten des EZW. Bis Mitte der 1980er-Jahre entstanden unter anderem ein Messzentrum für Umwelttechnik und ein Prüfgebäude für Motoren und Aggregate. Im Mai 1986 eröffnete Porsche den seinerzeit modernsten Windkanal weltweit.
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Fahrzeugtechnik ändern sich auch die Anforderungen an die Infrastruktur des EZW. „Seit 2010 haben wir einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in den Bau neuer Gebäude und Anlagen investiert. Für weitere Projekte steht ebenfalls eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe bereit“, erklärt Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG. Aktuell entstehen im Süden des Entwicklungszufahrt eine zweite Zufahrt, ein Gesamtfahrzeugprüfgebäude, ein Zentrum für Sicherheitsversuche sowie ein Klimawindkanal. Bis 2025 wird der Standort um zwölf Hektar erweitert.
Von der ersten Zeichnung bis zum fertigen Prototyp werden in Weissach Fahrzeuge entwickelt, erprobt und für die Serienfertigung vorbereitet. Das Spektrum reicht dabei von Design und Konzeption, Modellbau und ersten Prototypen, Prüfung von Aerodynamik, Akustik und Elektronik, der Entwicklung von Antriebssystemen, Lenkungen und Fahrwerken über Sicherheitsversuche und Erprobungen bis hin zu einer eigenen Teststrecke sowie der Motorsport-Abteilung von Porsche. „Mit dem EZW setzen wir weltweit die Benchmark in der Automobilentwicklung. Hier gestalten wir die Mobilität von heute und morgen, mit noch effizienteren und saubereren Antrieben, neuen Fahrfunktionen und innovativen Konnektivitätslösungen, die die Sicherheit, die Umweltverträglichkeit und den Fahrspaß steigern und das Porsche-Fahren auch weiterhin zu einem emotionalen, dynamischen Erlebnis machen“, sagt Michael Steiner.
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