Ronny Baar ©ABG Consulting

Die Übernahme eines Unternehmens kann verschiedene Ziele wie etwa eine Diversifikations- oder Expansionsstrategie verfolgen. In jedem Fall ist der Zukauf eine komplexe Angelegenheit, die mit dem Unterzeichnen des Vertrags nicht abgeschlossen ist. Vor allem die Integration der Belegschaft des erworbenen Betriebs in die neuen Unternehmensstrukturen sollte wohlüberlegt angegangen werden – sonst kann die Abwanderung von Schlüsselpersonal die Folge sein. Ein dezidierter Plan zur Mitarbeiterintegration stellt einen fließenden Ablauf sicher und stärkt den Zusammenhalt, wie es der hier vorgestellte Fall zweier Hersteller aus dem Metallbereich zeigt.

Vor jeder Umsetzung steht ein Plan
Übernimmt ein Unternehmen einen anderen Betrieb, ist dies aufgrund der Synergieeffekte häufig eine aussichtsreiche Strategie. Die Vertriebs- und Absatzstrukturen sowie die Produktpalette können erweitert werden; Angestellte können ihr Fachwissen austauschen; Produktions-, Logistik-, Transport- oder Wartungsstrukturen sind häufig gemeinsam nutzbar.

Im Falle der beiden Blechverarbeiter aus den Bereichen Kühlgeräte sowie landwirtschaftliche Geräte wurde vom Management des übernehmenden Betriebs im Vorfeld ein mehrjähriger Integrationsplan inklusive Wachstumsstrategie aufgesetzt. Der Zukauf des herstellenden Betriebs für landwirtschaftliche Geräte erfolgte aufgrund von Überschneidungen in der Produktion: Beide Unternehmen setzen unter anderem gleichen Maschinen für die Blechbearbeitung ein.

Die Herausforderung bestand im Folgenden darin, den inhabergeführten Betrieb mit einer handwerklichen Mentalität in der Belegschaft in die größere, konzernartige Unternehmensgruppe zu integrieren. Gleichzeitig sollte für eine erfolgreiche Integration mit Feingefühl auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der Angestellten geachtet werden: Die Frage der Arbeitsplatzsicherheit und des Weiterbestehens der Eigenständigkeit standen im Raum.

Die Umsetzung: Von Einkauf und Buchhaltung über Vertrieb zu den Arbeitsverträgen
Die Eingliederung eines Betriebs umfasst viele Bereiche, die bedacht werden müssen. Im vorliegenden Praxisfall wurden der Einkauf und die Buchhaltung zentralisiert. Das bedeutete, die künftige Ausführung dieser Tätigkeiten würde im Standort des übernehmenden Kühlgerätebetriebs erfolgen. Dabei wurde jedoch klar kommuniziert, dass die entsprechenden Arbeitsplätze beim Hersteller für landwirtschaftliche Geräte nicht abgebaut werden, sondern die freien personellen Kapazitäten an anderer Stelle eingesetzt werden. So wurde Druck aus dem Kollegium genommen und das langjährig bestehende Vertrauensverhältnis gegenüber der Geschäftsleitung nicht beschädigt. Die Kosten für Einkauf sowie Buchhaltung konnten durch die Zentralisierung minimiert und interne Ressourcen effektiver genutzt werden.

Außerdem wurden die Produkte aus dem Online-Shop des kleineren Betriebs in die Vertriebsstruktur aufgenommen und ein Maßnahmenplan für neue Wege des Online-Vertriebs aufgesetzt. Dies vergrößert die Möglichkeiten zum Abverkauf. Im gleichen Zug wurden außerdem die Produkte nachkalkuliert und Verbesserungspotenziale ausgelotet, um Gewinne maximal auszuschöpfen.

Um sich untereinander kennenzulernen und die Produktionslinien zu verstehen, besuchten sich die Angestellten gegenseitig in ihren Standorten. Auch der maschinelle Wartungstrupp des übernehmenden Betriebs wird künftig im zugekauften Unternehmen eingesetzt; die Kosten für externe Reparaturdienstleister entfallen. Außerdem wurden die Arbeitsverträge standardisiert und an bestehende Vertragsmodalitäten in der Unternehmensgruppe angepasst. So gelten für alle Mitarbeitenden die gleichen Rahmenbedingungen innerhalb der Arbeitsverhältnisse.


Erhalt der Eigenständigkeit
Im Rahmen der Betriebszusammenführung und der angestrebten Expansionsstrategie war im Vorfeld eine genaue Planung der Mitarbeiterintegration nötig. Zunächst musste dabei festgelegt werden, wann und wie die Belegschaft über die Übernahme und die Modalitäten informiert wird und welche Möglichkeiten für Rückfragen offeriert werden.

Auch die Eingliederung der verschiedenen Geschäftsbereiche inklusive der Mitarbeitenden bedurfte einer komplexen Planung. Sie musste neben einem großen Hauptziel zudem kleinere Etappenziele umfassen, die der Reihe nach angegangen wurden. Besonders wichtig war den Angestellten im zugekauften Betrieb der Erhalt der Eigenständig- und Eigenverantwortlichkeit bei ihrer Arbeit: Der Ablauf des Arbeitsalltags sollte nicht vom Zukäufer aus der Ferne fremdbestimmt werden.

Expansionsstrategie: Erweiterte Kapazitäten, Fachkräfte und Fachwissen
Die Unternehmensgruppe des Zukäufers ist auf die Herstellung verschiedener Gerätschaften aus dem Kühlbereich spezialisiert. Der auf fünf Jahre ausgelegte Wachstumsplan zur Expansion hatte in der zweiten Phase einen Ausbau der Produktionskapazitäten sowie die Suche nach strategischen Partnerschaften vorgesehen. Generell sollten das Produktportfolio diversifiziert und weitere Geräte und Produktionskapazitäten aus dem Kühlgerätebereich akquiriert werden. Der gemeinsame Nenner der beiden Unternehmen in puncto Metallbearbeitung und die Überschneidungen in der Produktion gaben den Ausschlag für die Übernahme.
Die konzernartige Unternehmensgruppe konnte so gemäß ihres Wachstumsplans die eigenen Produktionskapazitäten, das Fachwissen und den Fachkräftebestand erweitern. Infrastruktur und andere Kapazitäten werden künftig gemeinsam genutzt. Aufträge und Geschäftskontakte können sich ebenfalls gegenseitig zugespielt werden. Gerade für den Hersteller landwirtschaftlicher Geräte ohne umfassend ausgebaute Vertriebsstrukturen bietet sich so die Möglichkeit, mehr Umsatz zu erzielen und auch am internationalen Markt bekannt zu werden. Die Vorkehrungen für eine internationale Produktzulassung können nach der erfolgreichen Übernahme und Integration ebenfalls gemeinsam getroffen werden.

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